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Vereinbarkeit von Familie und Beruf – europäische Länder im Vergleich

Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört zu den aktuellsten Themen in der Arbeitswelt – auch in unseren europäischen Nachbarländern. In einer von Unicef durchgeführten Studie zur Familienfreundlichkeit im europäischen Vergleich, erreicht Deutschland den sechsten Rang hinter Schweden, Norwegen, Island, Estland und Portugal. Doch warum lassen sich Familie und Beruf in Schweden (Rang 1) besser vereinbaren? Und warum schneidet die Schweiz (Rang 31) im Vergleich schlechter ab? 

Im Folgenden sollen die drei Länder Schweden, Deutschland und die Schweiz bezüglich der Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf verglichen werden. 

Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland

Im Rahmen der Unicef-Studie belegt Deutschland den sechsten Rang. Obwohl sich das Ergebnis sehen lässt, ist auch hierzulande noch Luft nach oben. In Deutschland sind 70% der Mütter erwerbstätig. Auffallend ist allerdings, dass 69% von ihnen in Teilzeit arbeiten. Der gesetzliche Mutterschutz beträgt 14 Wochen und wird voll bezahlt. Die sich anschließende Elternzeit kann partnerschaftlich aufgeteilt werden und beläuft sich auf einen Zeitraum von bis zu drei Jahren. 

Zwar ist die Kinderbetreuungsquote in Deutschland recht hoch, allerdings gestaltet sich die Suche oft aufwendig. Während Betreuungsplätze für Kinder von drei bis sechs Jahre wesentlich besser verfügbar sind, übersteigt die Nachfrage das Angebot für die Betreuung von Kindern zwischen 0 und drei Jahre. Für viele Eltern ist zudem die Qualität der Betreuung nicht zufriedenstellend. Die meisten Kindergärten öffnen erst um acht Uhr und schließen um 16 Uhr, sodass Arbeitszeiten auf den genannten Zeitraum abgestimmt werden müssen. Die Spannbreite bei den Kita-Gebühren in Deutschland ist groß. Je nach Wohnort kann der Kita-Besuch kostenlos sein, oder aber es fallen mehrere hundert Euro im Monat an. Neben dem Wohnort entscheiden vor allem das Alter der Kinder, der Betreuungsumfang und das Jahreseinkommen der Eltern über die Höhe der Gebühren – wobei das Einkommen in jedem Bundesland anders berechnet wird.

89% der Eltern in Deutschland geben an, dass sie die Familienfreundlichkeit in ihrem Betrieb als nicht befriedigend erleben. Dabei zählt Familienfreundlichkeit im Unternehmen für 90% der Mütter und Väter zu einem der wichtigsten Kriterien bei der Jobwahl. Unternehmen implementieren zunehmend flexible Arbeitsmodelle, allerdings ist dies noch sehr branchenabhängig und nicht flächendeckend umsetzbar. 

Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Schweden

Wenn es um die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, gilt Schweden als Vorreiter in Europa. Auch die Unicef-Studie spiegelt dieses Ergebnis wider: Schweden belegt den obersten Rang im europäischen Vergleich.  Welche Gründe gibt es, dass sich in Schweden Familie und Beruf besser vereinbaren lassen?  In Schweden sind 82% der Mütter berufstätig. Nur 40% von ihnen arbeiten in Teilzeit. Während Mütter in Deutschland mit der Geburt des Kindes ihre Arbeitsstunden abbauen, reduzieren in Schweden oftmals beide Elternteile ihr Arbeitspensum gleichermaßen. Väter erfahren in Schweden eine starke gesellschaftliche Unterstützung für die Beteiligung an der Kinderbetreuung.  

Die bezahlte Elternzeit beträgt in Schweden 480 Tage und kann zwischen den Eltern aufgeteilt werden. 90 Tage sind davon für jeden Elternteil reserviert und nicht auf den anderen übertragbar. Dies fördert eine gerechtere Aufteilung der Betreuungsaufgaben zwischen Mutter und Vater. In den ersten dreizehn von insgesamt sechzehn Monaten, in denen sich Vater oder Mutter um die Kinderbetreuung kümmert, erhalten die Eltern ein Elterngeld in Höhe von 80 Prozent des Einkommens. Seit dem 01. Juli 2024 können auch Großeltern in Schweden bis zu drei Monate bezahlte Elternzeit im ersten Lebensjahr ihres Enkelkindes nehmen. 

In Schweden bieten viele Unternehmen flexible Arbeitszeitmodelle an. Ergänzt wird dies durch eine hohe Verfügbarkeit von Kindergartenplätzen. Die Kosten dafür sind vom Einkommen abhängig, wobei der Höchstsatz für das erste Kind bei umgerechnet 140€ liegt. Bei jedem weiteren Kind sinkt der Betrag.

Das Betreuungsangebot ist an die Arbeitszeiten der Eltern angepasst. Frühe Öffnungszeiten und späte Schließzeiten sorgen dafür, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich leichter fällt. Fast 200 Kommunen in Schweden bieten zudem Nattis-Plätze an, in denen die Kinder über Nacht betreut werden. Sie reagieren damit auf die längst veränderten Arbeitszeiten der jungen Eltern.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Schweiz

Unser Nachbarland belegt in der Unicef-Studie den letzten Platz im europäischen Vergleich. In der Schweiz dominieren traditionelle Rollenbilder, was die hohe Teilzeitquote bei Müttern (82,7%) zeigt. Der Mutterschaftsurlaub endet in der Schweiz nach 14 Wochen und es gibt keinen gesetzlich verankerten Vaterschaftsurlaub. 

Wenn Eltern ihre Kinder betreuen lassen, kostet sie dies in der Schweiz im Durchschnitt ein Viertel ihres Einkommens. Zudem gestaltet sich die Kinderbetreuung in der Schweiz schwierig: Nur zwei Drittel der Kinder ab drei Jahren haben einen Kindergartenplatz. Etwa 20% der Eltern geben an, dass ihre Kinder nicht im gewünschten Umfang betreut werden. Aufgrund der hohen Betreuungskosten verzichten mittlerweile etwa ein Fünftel der Eltern auf das Betreuungsangebot.  

Fazit

Insgesamt unterscheidet sich die gesellschaftliche und staatliche Unterstützung für Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Europa erheblich. Während Länder wie Schweden Vorreiter in der Förderung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind, gibt es in anderen Ländern wie der Schweiz noch Nachholbedarf. Viele Länder zeigen allerdings ein hohes Engagement für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. So haben in Spanien nun auch Väter Anspruch auf 16 Wochen Vaterschaftsurlaub, damit die berufliche Laufbahn der Frauen weniger beeinträchtigt wird. Die kontinuierliche Verbesserung der Rahmenbedingungen und die Anpassung an die Bedürfnisse der Familien bleiben zentrale Herausforderungen in Europa. 

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